DLRG: Für Überwachung aller Stege fehlt Personal

21.02.2017 | Potsdam

Auf den Seen schwimmen zwar noch Eisschollen, doch den ersten Aufreger hat die kommende Badesaison schon: Die Aufforderung des öffentlich-rechtlichen Versicherers Kommunaler Schadenausgleich (KSA) an die Stadt Lychen, Steganlagen entweder beaufsichtigen zu lassen – oder abzureißen. „Es ist sicherlich ein größeres Problem, das jetzt massiv wird“, sagt Karl-Ludwig Böttcher, Geschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes in Brandenburg. Sein Verband werde die Verantwortlichen beim KSA auf die Angelegenheit ansprechen, denn vielen Gemeinden drohe das Ende ihrer angestammten Planschplattformen. „Solche Einrichtungen hätten keinen Versicherungsschutz – wenn etwas passiert, steht die Kommune dumm da“, sagt Böttcher.
Reicht ein Warnschild aus?

Hintergrund: Der KSA hat die Stadt Lychen (Uckermark) im Januar darauf hingewiesen, dass schon das Vorhandensein eines Steges oder einer Badeinsel an kommunalen Badestellen zwingend die Anwesenheit eines Rettungsschwimmers voraussetze. Sei dies aus personellen Gründen nicht möglich, habe die Stadt „die Stege und die Badeinsel unverzüglich zu entfernen“.

Das Grundproblem besteht laut Böttcher schon seit 20 Jahren. So rate der Städte- und Gemeindebund den Kommunen, ihre Badestellen nicht durch Spielplätze, Sitzbänke oder Ähnliches aufzuwerten – es sei denn, sie könne Aufsichtspersonal stellen. Außerdem empfehle der Verband das Anbringen von Schildern mit der Aufschrift: „Keine öffentliche Badestelle – Baden auf eigene Gefahr“.

Lebensretter sagen: Es gibt gar nicht genug Rettungsschwimmer

Personell scheint eine Überwachung aller kleinen Stege in Kommunalbesitz kaum möglich. „Das könnten wir nicht gewährleisten, wir sind jetzt personell schon kaum in der Lage, die mehr als 140 Badestellen im Land Brandenburg zu überwachen“, sagt Jens Serbser, Technischer Leiter Einsatz bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Die Anforderung des Kommunalversicherers sei ihm neu, sagt Serbser: „Das wäre ein Präzedenzfall.“ Der DLRG-Mann rechnet damit, dass die Kommunen „den Weg des geringsten Widerstandes gehen und Stege abgebaut werden“.

Generell sei richtig, dass Gemeinden für Sicherheit sorgen müssten, wenn sie ihre Badestellen aufwerteten, sagt Serbser. „Wenn man Leute hin lockt, indem man einen Parkplatz anbietet, einen Buddelkasten anlegt und die Stelle extra ausweist, dann schafft man rechtlich gesehen eine Gefahr, so Serbser. Er empfiehlt – ähnlich dem Städte- und Gemeindebund-Chef eine Beschilderung, die an die Eigenverantwortlichkeit des Badenden erinnert. Solche Hinweise müssten, so schätzt Serbser, ausreichen – es sei denn, die Kommune nehme Eintritt von den Badenden.
Lychen hat gerade eine neue Badeinsel gekauft

Brandenburgs Rettungsorganisationen haben immer größere Schwierigkeiten, ehrenamtliche Rettungsschwimmer zu finden. Während der Badesaison 2016 hatte Sven Kobelt, Landesleiter der Wasserwacht, gegenüber der MAZ geäußert: „Es wird immer schwerer, engagierte junge Leute zu finden“, so Kobelt. Die Wasserwacht stellt brandenburgweit rund 2500 Rettungsschwimmer.

Der Lychener CDU-Landtagsabgeordnete Henryk Wichmann, der die Debatte mit einer Parlamentsanfrage ins Rollen gebracht hatte, berichtete gestern von Reaktionen aus betroffenen Gemeinden. Im Amt Unterspreewald hat man wohl schon eine Anlage abgebaut“, sagt Wichmann. Aus dem Boitzenburger Land habe er Ähnliches gehört.

Der Kommunale Schadenausgleich konnte gestern auf MAZ-Anfrage noch keine Begründung liefern, weshalb die Badeanlagen auf einmal zum Problem geworden sind. Wichmann bringt das „auf die Palme“, wie er sagt. „Bislang waren die Anlagen ja auch versichert – warum auf einmal nicht mehr?“ In Lychen habe man gerade eine Badeinsel für viel Geld gekauft.

Quelle: Dieser Artikel erschin in der Märkischen Allgemeinen.

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