Am Stammtisch entstehen die besten Ideen. Hätte es ihn vor ein paar Monaten nicht gegeben, wäre der parlamentarische Staatssekretär für Ernährung und Landwirtschaft, Michael Stübgen (CDU/CSU), am Montag nicht in Klein-Mutz aufgetaucht; bei der GRÜPA-Hof GbR, dem Landwirtschaftsbetrieb Paries & Söhne. „Ich bin ein aufsuchender Politiker“, sagte Michael Stübgen während seiner Visite in Oberhavel. „Ich sitze nicht nur am Schreibtisch. Vor Ort bekommt man am besten mit, was los ist.“ Diejenigen, die diesen Besuch eingefädelt hatten, saßen am Montag mit in der Runde: die CDU-Politiker Uwe Feiler und Henryk Wichmann.
Erfolgsgeschichte seit 1992
In Klein-Mutz zeichnete Andreas Paries – gemeinsam mit seiner Mutter Gisela und Bruder Christian Gesellschafter der GbR – ein Bild von dem Unternehmen, welches seit 1992 besteht und nach der Wende eigentlich einen typischen Werdegang genommen hatte: von der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) zu einem eigenständigen Unternehmen. „Mein Mann Paul Paries war zu DDR-Zeiten LPG-Vorsitzender. Gemeinsam mit Armin Grün, der aus dem Saarland kam, gründete er 1992 die GbR. Herr Grün war der Mann für den Feldbau, mein Mann für die Viehzucht“, erklärte Gisela Paries. Beide standen von 1992 an der Spitze des Unternehmens und hätten es erfolgreich geführt. „Das war eine tolle Konstellation mit den beiden – auch wenn einer aus dem Osten und einer aus dem Westen kam.“ Armin Grün zog es 2014 wieder in seine Heimat zurück. Wenige Monate später starb Paul Paries. Jetzt waren die Söhne gefordert. Und sie schlagen sich bravourös.
Knapp 1500 Hektar werden bewirtschaftet
Acht Mitarbeiter in der Rinderwirtschaft, sechs in der Feldwirtschaft und eine im Büro stehen in Lohn und Brot. Sie bewirtschaften alle zusammen 1460 Hektar, davon 1200 Hektar Ackerland: Wintergerste (107 ha), Triticale (100), Silomais (550), Winterraps (225), Luzerne (90), Ackergras (70), Brache (58). „Wir arbeiten kostendeckend“, sagte Andreas Paries. Er stöhnt nicht über etwaige schwierige Phase, denen Landwirte ausgesetzt sind. „Was soll ich übers Wetter schimpfen? Ändern kann man es nicht.“ Den Milchpreis von aktuell 30, 31 Cent auch nicht, ihn stuft er als grenzwertig ein. Sein Bruder Christian bedauert, das Wintergerste in diesem Jahr wegen der Dürre nur 37 Dezitonnen pro Hektar brachte (Vorjahr: 60). Der Winterraps habe mit 23 Dezitonnen so wenig gebracht wie noch nie.“ Aber auch er zuckt mit den Schultern: „Ist halt so.“ Seit Jahren steigend ist die durchschnittliche Milchleistung. 1993 gab jede Kuh knapp 7000 Kilogramm jährlich. Im vergangenen Jahr waren es 12 466 Kilogramm. „Im Moment lässt es wegen der Hitze nach. Statt 39 Liter vor ein paar Wochen sind es jetzt 33 Liter“, schildert Tim Thiele.
„Bürokratie nimmt eher noch zu als ab“
Michael Stübgen beeindruckt, wie sich die Mitarbeiter schlagen. Und: „Dass sie zwei Jahre nach der Milchkrise einen Stallneubau planen. Hier wird nicht geklagt.“ Der Staatssekretär weiß, dass Landwirte ziemlich hohe bürokratische Hürden überwinden müssen, um solche Projekte umzusetzen. Er vermutet, dass die Bürokratie eher noch zu- als abnimmt, selbst wenn sie bekämpft wird. Gesundheitsschutz oder Umweltschutz („Gut, dass wir sie haben.“) seien zum Beispiel Faktoren, die die Bürokratie erhöhen. Andreas Paries findet es nervig, was den Unternehmen da abverlangt wird. „Als ob wir ein Atomkraftwerk bauen wollen.“ Über all das, was auf der Neubaufläche gefunden werden könne, müsse ein Gutachten gemacht werden; jede Vogelart, Zauneidechse... „Die Tiere suchen sich ihre neue Umgebung. Viel schlimmer wäre es, wenn all die Kühe verschwinden.“ Michael Stübgen: „Die Überregulierung ist das Problem.“
Runde mit anderen Landwirten
Das Thema Bürokratie, die von der Europäischen Union angeschobene „gemeinsame Agrarpolitik“ (GAP) und die Trockenheit besprach Stübgen mit Landwirten aus dem Kreis Oberhavel in anschließender Runde. Bis dahin war die Dürre von niemandem thematisiert worden. Uwe Feiler: „Das wundert mich ein wenig.“ Aber der Bundestagsabgeordnete findet es gut, dass das Land Brandenburg zunächst in die Bresche springen will. „Erst wenn sich alles zur nationalen Katastrophe ausweitet, wird es ein Bundesthema.“
Quelle: Dieser Artikel erschien in der Märkischen Allgemeinen.