Die Vollsperrung der Ortsdurchfahrt Marienthal belastet sowohl Anwohner als auch Unternehmer. In einem Protestschreiben appellieren die Unternehmervereinigung Oberhavel Nord und der Fremdenverkehrsverein Zehdenick an den Brandenburger Wirtschaftsminister, sich für eine akzeptable Lösung für alle Beteiligten einzusetzen.
Am Ende werden alle zufrieden sein mit der neuen Trink- und Abwasserleitung und der instandgesetzten Durchgangsstraße in Marienthal. So sehen es die Verantwortlichen des Trink- und Abwasserverbandes Lindow-Gransee (TAV). Aus ihrer Sicht läuft alles richtig, es wird so schnell gebaut wie möglich, damit die Marienthaler planmäßig zum Jahresende wieder ihre Ruhe haben.
Alles wird gut? Daran haben vor allem die Gewerbetreibenden ihre Zweifel. Die Unternehmervereinigung Nord Oberhavel und der Fremdenverkehrsverein Zehdenick haben Protest gegen die Vollsperrung der Landesstraße 214 in Marienthal eingelegt und an den Brandenburger Wirtschaftsminister Albrecht Gerber geschrieben. Unterzeichnet haben Norbert Gerth und Roy Lepschies.
„Unabsehbare wirtschaftliche Konsequenzen“
„Die nahe Zukunft vieler Unternehmen in der Region sieht düster aus“, heißt es in dem Brief. „War bisher noch eine akzeptable Umfahrung der Baustelle möglich, bringen die geplanten nächsten Bauabschnitte weitere, deutlich größere Probleme mit sich. Teilweise mit unabsehbaren wirtschaftlichen Konsequenzen für viele Unternehmen.“ Damit sind Gastronomen und Geschäftsinhaber in Marienthal und Tornow gemeint, ebenso der Campingplatz in Tornow und die Anbieter von Ferienunterkünften. Betroffen seien darüber hinaus Unternehmen und Einzelhändler in Zehdenick, wenn Kunden und Urlauber die Umleitungen meiden und auf direktem Weg woanders ihre Geschäfte und Einkäufe erledigen.
TAV argumentiert mit höheren Kosten
Der TAV begründet die Vollsperrung mit der behördlichen Festlegung. Ein Abweichen davon würde Zeit und Geld kosten, außerdem wäre die Sicherheit der Bauarbeiter gefährdet. Diese Argumente wurden bei einem Vor-Ort-Termin mit dem CDU-Landtagsabgeordneten Henryk Wichmann und bei einer Anwohnerversammlung vergangene Woche genannt. Für Unternehmervereinigung und Fremdenverkehrsverein wäre der „Kostenfaktor bei oberflächlicher Betrachtung noch nachvollziehbar“, während der „vermeintliche Sicherheitsaspekt“ nur vorgeschoben sei, „um den Kosteneinsparungen ein Deckmäntelchen zu geben“, heißt es in dem Schreiben an den Minister. Und weiter: „Für uns Unternehmer und Touristikanbieter sind diese Aussagen nur Zeichen schlechter Baustellenvorbereitung, fehlender Kreativität der Verantwortlichen sowie völligen Desinteresses an den Schicksalen der Steuer- und Gebühren zahlenden Unternehmen und Anwohner.“ Die Mitglieder der beiden Vereine sind auch deshalb enttäuscht und aufgebracht, weil sie, wie andere Unternehmen auch, kommunale, kulturelle und schulische Maßnahmen fördern. „Wir investieren Ideen und Geld, um die Region touristisch und wirtschaftlich zu entwickeln“, stellen sie fest. „Und das freiwillig, weil wir uns auch unserer regionalen Verantwortung, im offensichtlichen Gegensatz zum TAV, bewusst sind.“
Lange Umwege
In ihrem Brief weisen sie außerdem auf die Umweltbelastung durch die Fahrzeuge hin, weil Einheimische und Fremde lange Umwege fahren müssen, dazu zählen beispielsweise Verkaufswagen und ambulante Pflegedienste. Die Mitglieder der Unternehmervereinigung und des Fremdenverkehrsvereines Zehdenick appellieren im Namen aller betroffenen Unternehmen und Anwohner an den Minister: „Kommen Sie Ihrer politischen und moralischen Verantwortung nach, Schaden von der hiesigen Wirtschaft abzuwenden und sich für eine für alle Beteiligten akzeptable Lösung einzusetzen.“
Im gleichen Zuge hat der Einzelhändler Ralph Riesenberg aus Zehdenick an die TAV-Verbandsvorsteherin Anke Freitag geschrieben. Er bittet sie in dem persönlich gehaltenen Brief, auf ihre „Kritiker zuzugehen, um gemeinsam nach tragbaren Kompromissen für alle zu suchen.“
Quelle: Dieser Artikel erschien in der Märkischen Allgemeinen.